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Freitag, 17. Juli 2015

Schmeichelei ist Aggression auf Knien. *Branstner*

Kennt ihr das?

Manche Tage beginnen schon mit einem bestimmten Thema. Man wacht auf und merkt, heute ist die Stimmung anders als sonst. Und dann gehst du aus dem Haus und stellst fest: ich hatte Recht!

So ging es mir letzte Woche. War es Mittwoch? Ich ging aus dem Haus mit einem unguten Gefühl, lief die Straße hinunter, um zu meinem Auto zu kommen (das sind wohlgemerkt 10 Minuten Fußweg, weil bei uns vor dem Haus erstaunlicherweise nie Parkplätze frei sind). An den Flüchtlingsunterkünften vorbei, die direkt neben der Kirche stehen, da höre ich von rechts einen Mann schreien: "HEY HÖR AUF! WAS SOLL DAS? SPINNST DU?"

Natürlich sehe ich hin, ob ich eventuell helfen kann, denn der Mann klang recht panisch. Ich sehe also in der Seitengasse einen untersetzten Herren um die 40 mit einem, sagen wir mal, recht passablen Schnurrbart die Arme in die Luft strecken und wedeln. Um den Oberkörper trägt er mit einem Gurt einen Laubpuster (ich weiß nicht, die dieses Gerät wirklich heißt, aber der Zweck der Maschine sollte klar sein). Auf ihn zu fährt mit Karacho ein Transportwagen mit offener Ladefläche, wie ihn Gärtnereien zum Transport von Pflanzen zu nutzen pflegen. Der Fahrer und der Beifahrer lachen ob der Panik ihres Kollegen, alle in orangefarbenen Westen.

Der Mann tut mir leid. Scheinbar haben sie das nicht zum ersten Mal gemacht. Vielleicht fahren sie bereits seit einer halben Stunde im Kreis, nur um ihn zu ärgern. Als die Herren an mir vorbeifahren, kann ich sehen, wie sie sich über ihn lustig machen. Es ist furchtbar. Der Arbeiter wirft seinen Laubbläser an (so heißt das, oder?) und geht weiter seiner Arbeit nach. Als ich noch denke: "fragt sich, für wie lange," kommt ein Fahrradfahrer vorbei und schreit den Mann in Orange an, er soll aufhören, den Dreck durch die Gegend zu pusten. Er hätte lieber im Bett bleiben sollen. Sieben Uhr morgens und nur Ärger.

Während ich also noch darüber nachdenke, ob ich dem Mann hätte irgendwelche aufmunternden Worte zukommen lassen sollen, steige ich in meinen Wagen und fahre los. An der nächsten Kreuzung werde ich bereits von einem anderen Fahrer auf sehr gefährliche Weise geschnitten. Wütend schlage ich mit der Faust auf die Hupe, der Mann dreht den Kopf, sieht mich an und fährt weiter, als sei nichts gewesen. Anzeigen sollte ich ihn, denke ich  - und während ich versuche mir sein Kennzeichen einzuprägen, denke ich, dass ich gerade einfach nur die allgemein negative Stimmung aufgegriffen habe und dementsprechend weiter verbreite. ich beherrsche mich und fahre zur Arbeit.

Die ersten beiden Anrufe schreien mich bereits an - grundlos. Ich erinnere mich an die Hupe und bleibe ruhig. Auch bei dem Dritten und Vierten bleibe ich ruhig und sachlich. Heute ist ein sehr aggressiver Tag. Etwa zwei Stunden später kommt meine Vorgesetzte, eine weitere Stunde später kommt eine Arbeitskollegin und stellt meiner Vorgesetzten einen Strauß gelber und Roter Tulpen auf den Tisch. Sie habe diese Blumen eigentlich jemand anderes geben wollen zum Geburtstag, aber diese Person sei nicht da, also bekomme sie nun eben die Vorgesetzte.

Und nun lest bitte erneut den Titel dieses Eintrags. Ich glaube, das Zitat hat irgendwo seine Richtigkeit.


Ich wünsche euch einen Tag des Friedens! Bis zum nächsten Mal!

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